Flucht vor Zähmung Der Bühnenraum des Theatersaals im Tacheles ist in einen Käfig verwandelt. Stahlkonstruktionen, die mit durchscheinender Plastikfolie bespannt sind, begrenzen die Spielfläche, deren Boden von Herbstlaub bedeckt ist. Ein unangenehmes Geräusch zerreißt die Stille: Mit einem Messer wird die Hülle an einer Stelle aufgeschlitzt. Im blauen Licht erscheint ein Mann und führt die Spielfiguren herein. Merkwürdig vermummte Männer und Frauen setzen sich auf bereitstehende Stühle, erstarren im Sitzen wie Puppen, deren Aufziehmechanismus nach kurzer Zeit abgelaufen ist. Unter laut eingespielten Opernarien, die in schmetternde Walzerklänge übergehen, beginnen sie sich erneut zu bewegen. „Leben Traum Spiel“ ist der Titel dieser an Bildern und Gleichnissen überquellenden Aufführung, die Carlos Medina mit vier Frauen und zwei Männern inszeniert hat. Sie ist Teil einen Projektes, das unter dem Thema „500 Jahre Entdeckung Amerikas“ steht. Es werden so viele Geschichten erzählt, daß der Zuschauer gelegentlich den Faden verliert und gar nicht alles verfolgen kann.